PON-Club e.V.

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Wesenstest

Der Wesenstest beim PON-Club VDH Es ist wie auf der Geisterbahn: Puppen springen unvermutet aus dem Dickicht, seltsame Gestalten wanken lautlos den Weg entlang, Dosen fallen laut klappernd aus den Bäumen. Wie würde Ihr Hund reagieren? Sie wissen es nicht? Für Hundebesitzer im PON-Club ist die Bewältigung solcher Situationen Pflicht, wenn sie mit ihrem Hund züchten wollen. Vor einigen Jahren hat der PON-Club eine Wesensprüfung eingeführt.

 

Ein Artikel von Niklas Wies (mit aktuellen Anmerkungen der Redaktion)

 

Der PON-Club betreut neben dem "Allgemeinen Club für polnische Hunderassen (APH)" den Polski Owczarek Nizinny in Deutschland. Es handelt sich um einen mittelgroßen, zottigen Hirtenhund. Vor allem zur Verbesserung der Allround-Eigenschaften als Familienbegleiter hatte man sich 1993 entschlossen, neben Gesundheit und Phänotyp dem Wesen bei der Zuchtselektion entscheidende Bedeutung beizumessen.

 

Test nach Leonhardt und Seiferle

In der Anfangsphase holte sich der PON-Club die entscheidenden Tipps aus der Schweiz und vom Hovawartverein RZV, der neben den Retriever-Klubs die größte Erfahrung mit Wesensprüfungen in Deutschland hat. Grundlage für die Entwicklung der Prüfung waren und sind die Thesen von "Leonhardt und Seiferle". Professor Dr Dr. h.c. Eugen Seiferle und Emil Leonhardt sind Kynologen aus der Schweiz, die in Zusammenarbeit mit der Wesens-Kommission der Schweizerischen Kynologiscben Gesellschaft SKG Anfang 1984 den "Leitfaden für Wesensrichter” erstellten (Wesensgrundlagen und Wesensprüfung des Hundes, Herausgeber: SKG). Kern der Gedanken ist, den Hund in Triebe aufzuteilen, um so, der jeweiligen Verwendung des Tieres entsprechend, prüfen und selektieren zu können. Der PON wird als Familienbegleiter gehalten. Deshalb testet der Wesensrichter das Sozialverhalten gegenüber Menschen und anderen Hunden, sowie die Reaktion auf unterschiedliche optische und akustische Reize. Wie auch in Hovawart- und Retrieververeinen werden diese Reize auf einem scheinbar harmlosen Spaziergang simuliert. Nicht getestet werden, anders als bei Wach- und Gebrauchshunden, Schutz- oder Beutetrieb. Der derzeit durchgeführte Test für die PONs besteht aus fünf Belastungssituationen, die aufeinanderfolgen. Begonnen wird miteiner großen Silberplane, über die der Hund gehen soll, dann kommen “Dosensack", “Puppe", Schlitten” und “Geister".

 

Schnelle Stabilisierung erwünscht

In allen Situationen legt der Richter vor allem auf eine schnelle Stabilisierung des Prüflings wert. Die Puppe beispielsweise wird blitzartig aus dem Dickicht in die Senkrechte gezogen und sofort wieder fallen gelassen. Der PON soll dann zusammen mit seinem Besitzer Kontakt zu der schlaff daliegenden Gestalt aufnehmen, doch nicht allen gelingt das gleich gut und schnell. Als sehr nützlich in diesen Momenten hat sich für den Wesensrichter erwiesen, dass die Hunde vom PON-Club mit ihrer langen Rute ein gutes und ehrliches Stimmungsbarometer haben. Dieses zeigt deutlich in seinem auf und ab, wie stark der Hund zwischen Neugierde und Angst schwankt. Besonders beeindruckt hat sich der Wach- und Hütehund PON von dem “Schlitten” gezeigt, auf dem eine Silhouette mit großen Augen befestigt ist. Die wird langsam herangezogen. Gerade an den hervorstechendenAugen liegt es, dass viele Hunde sehr große Fluchtdistanzen wählen oder entschlossen bellen und knurren. Überraschend schnell näherten sich nämlich die PONs, wenn die Besitzer sich vor der Puppe auf den Schlitten setzten oder die Augen mit der Hand verdeckten. Danach gilt es nur noch eine Hürde zu überwinden: Als Letztes vor einer Spielphase, in der abschließend Schusssicherheit (es wird nicht mehr auf Schusssicherheit getestet sondern ein Test auf laute Geräusche durchgeführt, Anmerk. d. Red.) und Spielverhalten kontrolliert werden, hält die Wesensprüfung des PON-Clubs drei stumme “Geister" bereit, die sich aus drei Richtungen dem Hund nähern. Jetzt achtet der Wesensrichter im PON-Club darauf, dass keiner der Anwesenden spricht, der Hund sich quasi allein überlassen wird. Diese Stresssituation nämlich beenden die als Geister maskierten Helfer selbst: Sie werfen ihre Laken ab und versuchen den Hund heranzulocken. Erwünscht ist hier ein schnelles Abbauen des Misstrauens und zügige Kontaktaufnahme.

 

Erstaunliche Aussagen möglich

Insgesamt haben die 24 Jahre Wesensprüfung (die Wesensprüfung wird seit 1990 durchgeführt, Anmerk. d. Red.) den Zuchttieren des PON-Club ein gutes Zeugnis ausgestellt. Von [allen] geprüften Tieren sind bis heute nur knappe 10% durchgefallen. Allerdings hat der PON-Club nur Gründe für ein Nichtbestehen zugelassen. Aggressiven Hunden und ängstlichen Hunden, die sich der Prüfungssituation durch Flucht entzogen, wurde keine Zuchterlaubnis erteilt. Um den PONs große Fluchtdistanzen zu ermöglichen, werden die Prüfungen immer ohne Leine und in abgelegenem Gelände durchgeführt. Erstaunliche Aussagen macht diese Variante über die Beziehung der Hunde und ihren Besitzern, ohne dass der Club diese jemals in die Beurteilungen hat mit einfließen lassen. Dennoch: Hunde mit einer guten Beziehung zu ihren Haltern und einer gewissen Grunderziehung durchliefen die Prüfung durchweg eleganter als solche ohne diese Voraussetzungen. Herausgestellt hat sich beim Begleithund PON auch, dass es einfacher ist, alle Familienmitglieder auf den Prüfungsgang mitzunehmen, da die echte Bezugsperson des Hundes von Fall zu Fall unbekannt ist. Als eines der größten Probleme hat sich die Erfassung des beobachteten Verhaltens erwiesen. Da auch der PON-Club seine Zuchttiere mehr und mehr mit dem Computer verwaltet, hat sich jetzt ein Formular herauskristallisiert, dass das Verhalten auf einer Punkte-Skala von Plus nach Minus bewertet und zusätzlichen Raum für Bemerkungen bietet.